Wunde Kinder
Einfach den Jahreswechsel vergessen. Das war das Rezept des Wirtes für eine rammelvolle Bude zu Silvester. Auf schlichten Din-A-4-Zetteln verkündete er: keine Party. Die Leute kamen zu Hauf um nicht zu feiern.
Der Multimedia-Designer, letzter Mohikaner unter einer ganzen Heerschar von Multimedia-Designern, die einst beim dot-com-Boom aus Bildungseinrichtungen geschossen kamen wie Pilze aus dem Boden, und die das Platzen der Blase nahezu komplett ausgelöscht hatte, dachte beim Anblick der Keine-Party-Ankündigungen: Din-Laden, konnte sich nicht erklären wieso, fasste aber den Entschluß www.Din-Laden.com bei Denic checken zu lassen.
Die beiden Schachspieler verpaßten den Jahreswechsel. Als sie begonnen hatten zu spielen, war der Din-Laden noch leer gewesen. Als sie das nächste mal aufblickten, war der Schankraum picke-packe voll und die ganze Menge pogte in Ermangelung seitlicher Bewegungsfreiheit.
Am Tresen erklärte ein CD-powerbroker einer Lehrerin sein Erziehungskonzept:
“…setzt den Blagen mit 6 Jahren Horrorfilme vor. Das is ne realistische Weise der Vorbereitung auf das reale Leben…”
Die Lehrerin saugt an einem Strohhalm, der in einem Morast aus Nusslikör und Batida de Coco steckt.
“…unsere würden nur `Langweilig` seufzen…”
Ein bärtiger Verwaltungsangestellter, einst ein Billard-Wunderkind, dachte über Zigarettenautomaten nach. Der hiesige hatte Markenembleme, deren Form ihn an bestimmte Zuckertütchen erinnerte, die man in manchen Lokalen zum Kaffee bekam.
Etwa um 3 Uhr morgens betrat eine Gruppe Grundschüler das Lokal und bestellte eine Runde Ulex.