Watts
Das Triebwerk einer BOING! hatte die Wohnung des Verfassers zertrümmert. Das Dach des Gebäudes war abgedeckt. Um ihn herum verglimmten die letzten Schwelbrände. Alles roch nach verschmortem Kunstoff, verbranntem Fleisch, feuchter Holzkohle und Filmzitat. Donnie Darko. Castaway. Fearless. Die Umgebung war grimmig stimmig. In den Trümmern hatte er kuschelige Pantinen gefunden, zwei große dreiäugige Stoff-Fische, ein Motiv aus den Simpsons. Sie wärmten seine Füße. Überlebt hatten auch ein Ditsche-Morgenmantel, ein Arbeitstisch mit Notebook, ein Klappstuhl, ein Wäscheständer, an dem verbrannte Stoffetzen hingen, und das Fernsehgerät.
Die Stromversorgung funktionierte noch, das empfand er als das eigentliche Wunder. Während er e-mails an verschiedene Freunde verfasste sah er ununterbrochen “WATTS-Zapping”, eine Kompilation der lustigsten Mißgeschicke beim Leistungssport. Das war so amüsant, daß er die Magenschmerzen beinahe vergaß. Die letzten Tage hatte er so heftig gefressen (ausschließlich Mettwürste und gebratene Hühnerherzen) und gesoffen (zwei Flaschen Vogelbeerenschnaps), daß die Muskulatur rund um seinen Magen schmerzte, als handele es sich um einen schweren Muskelkater. Er mußte dringend was an seinem Leben ändern. Das lächelnde Gesicht auf seiner website würde als erstes dran glauben - nicht wegen des Lächelns, sondern wegen dessen Freundlichkeit.