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Bahnausen

`Was mir ja am Islamismus nicht passt`, flüstert mir der Journalist in der U-Bahn ins Ohr, `ist, dass wenns hier mal so weit ist, in meinem eigenen Land meine Bücher erstmal ins Arabische übersetzt werden müssen, um zu erscheinen. Wenn ich dann mein Buch in der Hand halte, werde ich es selbst nicht lesen können.` Wenn einer schon in der U-Bahn flüstert aus Angst vor spontanen Terroristen (er fährt U-Bahn, weil er Angst vorm Autofahren hat und ein Transmitter wie in `Die Fliege`noch nicht erfunden ist), ist die Zeit gekommen, ihn zu beruhigen: `Mach Dir darüber keine Gedanken. Deine Bücher würden nicht durch die Zensur kommen.` `Psst. Rede nicht so laut.` Ich sehe mich in der U-Bahn um. Wovor der Journalist Angst hat, sind einige junge, dunkelhäutige Männer mit Baseballkäppis und Mountain-Bikes auf dem Vierersitz vor uns. In den Trinkflaschen der Fahrräder könnten ja Sprengstoffkomponenten sein. Die Terrorparanoia ist mittlerweile so weit geschürt worden, dass ein Traum der Politik wahr zu werden verspricht: das Ende der Innenpolitik. Je erfolgreicher die Heraufbeschwörung einer Drohung ist, die von außen und innen zuschlagen kann, desto mehr treten kleinliche Themen wie soziale Ausgewogenheit in den Hintergrund, werden zu Gedöns. Möglicherweise sehr zum Unmut des Quartetts, das vor uns sitzt. Und dennoch (das zeigt die Effizienz der Panikmache) beschleicht mich bei ihrem Anblick ein ähnliches, überzogenes Unbehagen wie meinen Nachbarn.